Und so wie dieser Gag, so funktionieren auch viele seiner Gedichte: Ernste, gar philosophische, Themen, werden ausgebreitet und am Ende steht die überraschende Pointe.
Seine Themen sind die, die sich in den letzen 200 Jahren Dialektliteratur herausgebildet haben: Jahreskreis und Tradition, wie Weihnachten und Fasnet schon seit Hebel, Innensicht und Gesellschaftskritik mit dem Dialektboom in der Folge der 60er-Jahre. Und dennoch verbindet er diese beiden ganz verschiedenen Stränge der Dialektliteratur: Die Gesellschaftskritik ist bei ihm nie ohne den augenzwinkernden Humor der frühen Dialektdichter, bei seiner Darstellung der Tradition - wenn zum Beispiel an Fasnacht die maskierte Ehefrau den eigenen Ehemann zum Seitensprung verführt - fehlt nie das Bewusstsein, dass hier Unwiederbringliches aufgehoben ist. Zudem belegt Klaus-Dieter Reichert, dass der Dialekt zu mehr taugt, als zum literarischen Kabarett-Stammtischgeschimpfe oder zum Fasnachts-Spottvers - sein Herbstgedicht schlägt Töne an, die sich sonst eher bei Rilke finden.
Das Kabarett allerdings kam nicht zu kurz: Gleich sechs Sprecherrollen übernahm der Autor erfolgreich bei der Darstellung eines Familienausflugs mit Hindernissen. Wie im richtigen Leben!, kommentierte eine Zuhörerin.
Wandelkonzert im Vaihinger Pulverturm
Kern der Wandelkonzerte im Pulverturm von Vaihingen (Enz) sind die Dialektlesungen. Diesmal ist es ein Autor aus Sternenbronn bei Esslingen, der aber see-alemannische Texte vorträgt, denn Klaus-Dieter Reichert stammt aus Radolfzell am Bodensee und ist seinem Dialekt treu geblieben. Ich lebe gerne im Schwäbischen. Die Schwaben haben nichts gegen Badener ... zumindest nichts was hilft., witzelt er gleich zu Anfang.
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