Mittwoch, 29. Oktober 2014

Ars-Littera-Preis für Peter Salomon

(Medieninfo)


Der in Konstanz lebende Schriftsteller Peter Salomon erhält den ersten Ars-Littera-Preis für das  späte literarische Glück. Gewürdigt wird das seit vier Jahrzehnten andauernde schriftstellerische  Wirken des Autors als Lyriker, Prosaschriftsteller, Literaturkritiker, Herausgeber und Literaturdetektiv. Salomon veröffentlichte zahlreiche Lyrikbände, war Mitbegründer und Mitherausgeber der Literaturzeitschrift UNIVERS, hat die Buchreihe REPLIK ins Leben gerufen, die sich vergessenen
expressionistischen Autoren widmet, und ist auch als Literaturkritiker und Herausgeber von Anthologien und vergriffenen Büchern tätig.

Walter Neumann schrieb über Peter Salomon: »Ein Autor, der seit mehr als dreieinhalb Jahrzehnten ein Stück Literaturgeschichte der Stadt Konstanz wie der gesamten Bodenseeregion geschrieben und zugleich eine unverwechselbare Note zur deutschen Literatur der Gegenwart-

Der Ars-Littera-Preis besteht aus zwei Buchpublikationen zu Ehren des Preisträgers:
- einem umfangreichen Porträtband über den Autor, der Literaturkritiken, Essays, Aufsätze,  Gedichtinterpretationen, ein langes Interview, Autorenphotos sowie eine Bibliographie enthält 

- einem Peter-Salomon-Lesebuch, das ausgewählte Texte des Autors versammelt, die einen repräsentativen Querschnitt durch das literarische Schaffen des Schriftstellers bieten
Der Ars-Littera-Preis wurde von der gemeinnützigen Kulturvereinigung Ars Littera ins Leben  gerufen und soll in Zukunft jährlich verliehen werden.


gez.: Prof. Dr. Peter Blickle / Klaus Isele



Peter Blickle: In welcher literarischen Tradition stehen Sie?


Peter Salomon: Als ich ab 1967 Schriftsteller wurde, gab es einen kollektiven Impuls für eine


Neue Literatur. Der wurde ziemlich bald als »Neue Subjektivität« benannt. Mir wäre »Subjektive


In den Freiräumen, die diese neue Literatur eröffnete, entwickelte ich meinen eigenen Stil. Von den
Zeitgenossen fühlte ich mich besonders Nicolas Born und Yaak Karsunke nahe. In der Rückschau
fällt auf, daß schon sehr früh Dieter Leisegang und PG Hübsch diese Art Literatur versuchten.
Ich habe immer viel gelesen, das ist mir ebenso wichtig wie selber schreiben.
Deshalb gibt es viele Schriftsteller und Literatur, die mir etwas gesagt haben.
Die denkbar knappste Linie für die Beschreibung meines literarischen Rückrats würde ich so ziehen:
Nietzsche – Benn – Brecht – Günter Eich.
Peter Blickle: Warum heute noch Gedichte schreiben?
Peter Salomon: Das Lesen von Gedichten bereitet mir großes Vergnügen, wenn sie nicht allzu
hermetisch sind. Ähnliches gilt für ihre Herstellung – wobei ich eher der Gelegenheitsdichter bin,
der sich vom überraschenden Einfall und der gelingenden Formulierung beflügeln läßt.
Ich setze mich also nicht jeden Tag zwanghaft hin und quäle mich – aber ich versuche doch, die
günstigen Gelegenheiten durch »Rumbosseln« am angesammelten Material zu provozieren.
Ich frage also nicht, ob Lyrik eine gesellschaftliche Bedeutung hat oder haben sollte.
Allerdings entgeht mir nicht, daß die Literatur ihre selbstverständliche Bedeutung in der Gesellschaft verloren hat. Das ist eine Folge des herrschenden Kapitalismus, der das Geistige klein hält. 

Ich will mich aber nicht davon beirren lassen, daß die Auflagen meiner Gedichtbände nicht so hoch
sind, wie es das kapitalistische Prinzip an sich fordert. Hauptsache es gibt noch Verleger, die das
Es gibt ja auch Sportarten, die einige Zeit einen Höhenflug haben und plötzlich »out« sind - also  keine TV-Sendezeiten mehr bekommen und unter Nachwuchsmangel leiden. Trotzdem wird weiter Ski gesprungen und Tennis gespielt.
Das öffentliche Interesse ändert sich ja laufend. Als ich als Lyriker anfing, war diese Gattung total »in« und boomte. Viele Jugendliche definierten sich darüber. Manche sind dabei geblieben. So wie 
man mit dem Lernen von Fremdsprachen neue Länder erkunden kann, beschert einem der Umgang
mit Lyrik neue Blicke auf die Wirklichkeit und Erfahrungen, die man nur mittels der Dichtkunst
Peter Blickle: Beim Lesen Ihrer Lyrik fällt mir auf, daß es eine »Schnittmenge« zwischen visueller Kunst und Wortkunst gibt – wie in der zeitgenössischen Lyrik insgesamt. In welcher Art inspiriert Sie die visuelle Kunst?

Peter Salomon: Ich bin der bildenden Kunst sehr verbunden. Auf manchen Gebieten bin ich  amateurhaft-autodidaktischer Spezialist. Ich sammle auch etwas. 
Trotzdem überrascht mich die Frage, weil die Bildkunst in meinem Bewußtsein von meiner lite-
rarischen Arbeit nur ganz am Rande eine Rolle spielt. Üblicherweise hole ich mir mein Material
aus der Alltagswirklichkeit: Ich schaue den Leuten auf Maul, schaue, was in der Stadt abgeht, und
finde Verwertbares in den Medien. Das sind natürlich nicht nur Sprachfundstücke, sondern auch
visuelle – aber doch keine in Kunstform, dazu will ich sie ja in meinen Gedichten erst machen.
Nur in wenigen Gedichten habe ich mich explizit mit bildender Kunst beschäftigt – aber auch
das noch sehr hinterhältig: Mein Gedicht über den englischen Maler Denton Welch beschreibt
scheinbar ein »Blumenstilleben mit Konfekt«. Welch war aber auch Schriftsteller. Das angebliche
Welch-Gemälde, das ich lyrisch beschrieben habe, gibt es gar nicht, ich habe es erfunden. Aber diese
Erfindung besteht ausschließlich aus Worten und ganzen Sätzen aus Romanen von Welch, ist also
eine Collage aus seiner Literatur, während der Leser zunächst glaubt, es ginge um seine Bildkunst.
Tricky, oder? Ich will damit natürlich etwas beweisen.
Peter Blickle: Lyrik bewegt sich oft in jenem unerklärlichen Zwischenland zwischem dem Universell-Menschlichen und dem Konkreten. Welche Wirkungen hatten und haben Orte auf Ihre Worte und Sprachrhythmen?

Peter Salomon: Also mit dem Universell-Menschlichen beschäftigt man sich in der Pubertät oder  wenn man nicht zu sich selbst finden konnte. Die Gedichte sind dann auch danach, wenn man
sich in diesem Zustand zum Dichter berufen fühlt. Ich bin eindeutig der Ansicht, daß der Dichter 
vom Konkreten ausgehen muß – und zwar von den kleinen Stückchen, aus denen die Wirklichkeit
besteht. Er muß Stückchen zusammensetzen! Bis sich ein Mosaik zeigt, das dann ein so oder so
verschobenes Abbild der Wirklichkeit ist. Man sieht sie dann plötzlich etwas anders als im Alltag.
Bei bestimmten Verschiebungswinkeln mag sich dann auch gelegentlich das Universell-Menschliche
zeigen. Das ergibt sich bei der Arbeit. Das kann man nicht einfach bedichten wollen. Das stellt sich
erst hinterher oder mittendrin ein.

Donnerstag, 16. Oktober 2014

Gesprochene Anthologie auf der Meersburg 2015; Orwell etc.

Einladung Gesprochene Anthologie auf der Meersburg Mitglieder der „Meersburger Autorenrunde“ stellen Autorinnen und Autoren vor und lesen aus deren Werken Samstag, 15. November 2014, 19.30 Uhr im Burg-Café auf der Meersburg (Einlass ab 19 Uhr) Gegen das Vergessen des Appenzeller Dichters Peter Morger (1955-2001) und des Dichters Johannes Poethen werden Mitglieder der „Meersburger Autorenrunde“ aus deren Werken lesen und an deren Eine junge frische, sehr eindrucksvolle, international erfolgreiche Stimme aus dem demokratischen multi-kulturellen London der Gegenwart möchte Chris Inken Soppa hören lassen durch ihre Lesung aus dem Roman „Zähne zeigen“ (2000), von der Autorin Zadie Smith. Indem diese Autorin über lebendige demokratische Kultur der Gegenwart erzählt, bildet sie einen Kontrast zu dem Roman „1984“ (1949) von George Orwell, aus dem Hanspeter Wieland lesen wird. In diesem Roman malt sich George Orwell, nach der Erfahrung des Faschismus und Stalinismus, einen zukünftigen grausamen Horrorstaat aus, um vor möglichen Folgen des unterdrückenden politischen Systems des Totalitarismus, zu warnen. Anlässlich des Bekanntwerdens von einem bisher unbekannten Ausmaß von Überwachung in der BRD, wendet sich Hanspeter Wieland mit seiner Lesung gegen die Überwachung von Menschen. Seit 1993 wenden sich Mitglieder der „Meersburger Autorenrunde“ an die Öffentlichkeit, um Autorinnen und Autoren und deren Werke vorzustellen, die sie persönlich empfehlen möchten. Rainer Stöckli liest Peter Morger Rainer Wochele liest Johannes Poethen Chris Inken Soppa liest Zadie Smith Hanspeter Wieland liest George Orwell Zu dieser Veranstaltung laden die Meersburger Autorenrunde und die Burgfamilie herzlich ein.

Mittwoch, 15. Oktober 2014

Tier begegnet Mensch – Bild- und Buch-Vernissage in der MO1ART Galerie Steißlingen: “Animalikon”

Wo Menschen sind, begegnen sie Tieren. Und Tiere sind alle gleich, oder? Manchmal treten sie aber auch als Individuen hervor und die Begegnung wird “merk-würdig”. Dann greift der Konstanzer Illustrator und Künstler Ralf Staiger zum Skizzenblock und hält die Begegnung fest. Seine Frau, die Autorin Chris Inken Soppa verdichtet die Begegnungen zu kurzen Notaten. Aus den ikonenartigen Ausarbeitungen der Skizzen auf Blattgold- und Blattmetallhintergrund und und den knappen Notaten ist ein Buch mit dem Titel “Animalikon – Bilder und Notizen zu flüchtigen Bekanntschaften” geworden, das bei der Buch- und Bild-Vernissage in Steißlingen erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wird.



Die Veranstaltung ist eine Kooperation des Kunst- und Kulturvereins Steißlingen mit dem Steißlinger Verein "ligatur" und dem Förderkreis deutscher Schriftsteller in Baden-Würtemberg. Gastgeberin für die Lesung und Ausstellung ist die MO1ART-Galerie Steißlingen, in der auch FotoGrafiken von Anneros Troll sowie Objekte und Reliefe von Ernst Troll ausgestellt sind.



Ralf Staiger ist dem Publikum vor allem durch seine Gestaltung der aktuellen Rosgarten-Ausstellung zum Alltag der Konzilzeit bekannt. Von der Richental-Chronik inspirierte Straßenszenen, ein Stadtpanorama aus der Luft und modellierte Figuren stammen von seiner Hand.


Chris Inken Soppa ist Autorin der beiden Romane "Ring der Narren" und "Unter Wasser".


Das musikalische Rahmenprogramm gestaltet der Balinger Pianist und Komponist Uli Johannes Kieckbusch.


Buch-Vernissage mit Lesung, Freitag 7. November, 19 Uhr, Eintritt frei, Spenden erbeten. MO1ART Galerie, 78256 Steißlingen, Mozartstraße 1. Die Bilder sind bis zum 14.11. zu sehen. Besichtigung nach Vereinbarung: (07738) 9296-44.


Ralf Staiger, Chris Inken Soppa: “Animalikon – Bilder und Notizen zu flüchtigen Bekanntschaften”,
Edition Karo, 24 farbige Tierikonen mit Golddruck, 60 Seiten, ISBN 978-3937881249, 24 EUR