Mittwoch, 15. Juni 2016

Walter Neumann liest anlässlich seines neunzigsten Geburtstages Gedichte und Prosa zu seiner baltischen Heimat

Samstag,  25. Juni 2016, 15 Uhr Burgcafé Burg Meersburg (Einlass 14.30 Uhr)

Wir freuen uns sehr, den Schriftsteller Walter Neumann anlässlich seines runden Geburtstags wieder auf der Burg Meersburg begrüßen zu dürfen. Die Texte, die er uns dieses Mal vorstellen wird, haben ausschließlich mit seiner unvergessenen baltischen Heimat zu tun – und ihrer Geschichte, die vor 800 Jahren begann und in Exodus und Umsiedlung endete.

Neumann wird Gedichte aus dem Band "In den Gedächtnisfächern" lesen, außerdem Texte, die seinen Besuch der damaligen Sowjetrepublik Lettland im Jahr 1975 zum Thema haben, sowie ein kleines, ebenfalls der baltischen Geschichte gewidmetes Satyrspiel.

Walter Neumann wurde am 23. Juni 1926 in Riga/Lettland geboren. "Sein Lebenslauf", schrieb Alexandra Jacobsohn in der Bielefelder "Neuen Westfälischen", "bietet kaum Spielraum für falsche Illusionen. Als Angehöriger der deutschen Minderheit erfuhr er Einschränkung und Unterdrückung, als Bürger Lettlands bekam er die Auswirkungen großmachtpolitischer Herrschaftsgelüste zu spüren. Auf den Hitler-Stalin-Pakt im Jahre 1939 folgte die Umsiedlung ins kriegführende Deutschland. Doch in der Erinnerung blieb dieser Flecken Erde für ihn Heimat."

Seit 1989 ist Walter Neumann freier Schriftsteller. Im Jahr 1992 gründete er die "Meersburger Autorenrunde". 1968 und 1975 erhielt er Auslandsreisestipendien, 1981 den Andreas-Gryphius-Förderpreis und 1989 den Eichendorff-Literaturpreis.

„Gehen, ging, gegangen“ Die Berliner Schriftstellerin Jenny Erpenbeck zu Gast bei den „Konstanzer Literaturgesprächen"

„Jenny Erpenbeck hat das Buch der Stunde geschrieben“, titelte im Spätsommer 2015 „Der Spiegel“ seine Rezension zu „Gehen, ging, gegangen“. Das Buch handelt vom Flüchtlingselend in Deutschland; es ist wohl die längste Stunde in der kurzen Geschichte dieser Republik. Das Thema ist immer noch heiß. Und es wird bleiben, so, wie die Weltlage sich darstellt. Am Donnerstag Ende August, so heißt es lapidar in dem Buch, versammeln sich zehn Männer vor dem Roten Rathaus in Berlin. Sie haben beschlossen, nichts mehr zu essen. Wenige Tage später beschließen sie, auch nichts mehr zu trinken. Es sind Farbige, sie sprechen kein Deutsch. Sie sprechen englisch, französisch, italienisch. Und noch andere Sprachen, die hierzuland niemand versteht. Was wollen die zehn Männer, Flüchtlinge? Arbeit wollen Sie und in Deutschland bleiben… Er ist ein „trauriger Glücksfall“ (Elke Schmitter) für die deutsche Literatur, dieser Roman, der fünfte der in Berlin lebenden Autorin, die zunächst als Dramatikerin reüssierte. Er bringt das Dilemma der Flüchtlingspolitik – diesseits und jenseits unserer Grenzen – auf den Punkt: subtil, engagiert, mit viel Empathie und ohne falsches Pathos, vor allem aber mit einer enormen erzählerischen Kompetenz. „Gehen, ging, gegangen“ galt als Favorit für den Deutschen Buchpreis; immerhin gelangte das Buch auf die Shortlist der letzten sechs Titel. Ganz ohne Würdigung blieb der Roman nicht: Erpenbeck wurde der Thomas-Mann- Preis 2016 zuerkannt. Seit ihrem so grandiosen wie eigentümlichen Debüt „Geschichten vom alten Kind“ (1999) gehört Erpenbeck zu den „kraftvollsten Stimmen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur“, wie die NZZ zu Recht notierte. In ihren Romanen, Erzählungen, Essays und Dramen stellt sie sich der prekären politischen Geschichte des 20. Jahrhundert ebenso wie den brennenden Fragen der Gegenwart. Sie nimmt dabei eine Haltung ein, die durch ihre unbedingte Aufrichtigkeit überzeugt. In „Gehen, ging, gegangen“, sagte sie in einem Interview, versuche sie „unsere Wirklichkeit, das, was wir für selbstverständlich halten, auch mit den Augen der Flüchtlinge anzuschauen.“ Versuch geglückt. Auch in Romanen wie „Heimsuchung“ (2008) oder „Aller Tage Abend“ erzählt sie von Tätern, Opfern und Mitläufern in Umbruchs- und Migrationszeiten wie den heutigen – und das in einer ebenso eigenwilligen wie mitreißenden Sprache. Nun ist Jenny Erpenbeck Gast der „Konstanzer Literaturgespräche“; bereits am Vortag liest sie in Friedrichshafen im Kiesel. An beiden Abenden wird sie begleitet von Wolfgang Ferchl, Programmchef bei Knaus, wo Erpenbecks Bücher herauskommen. Ferchl ist am See kein Unbekannter. Der 59- Jährige studierte in Konstanz u.a. bei Hermann Kinder, volontierte in einem Konstanzer Verlag und hat auch bei anderen prominenten Verlagen wie Piper und Eichborn Buchzeichen gesetzt. Die Besucherinnen und Besucher dürfen einen spannenden Abend erwarten. Apropos Hermann Kinder. Sein neues Buch „Porträt eines jungen Mannes aus alter Zeit“ wird am Donnerstag, 21. Juli, ebenfalls im Rahmen der „Konstanzer Literaturgespräche“ diskutiert. Für den Herbst kündigt „Forum Allmende“, unter dessen Dach die Reihe durchgeführt wird, einen Abend mit Büchner-Preisträger Arnold Stadler an. Nach mehr als zehn Jahren wird im Sommer ein neuer Roman von ihm im S. Fischer Verlag erscheinen. Konstanzer Literaturgespräche mit Jenny Erpenbeck am Dienstag, 21. Juni, 20 Uhr, Spiegel-Halle (Hafenstraße 12). Moderation: Wolfgang Ferchl. Eintritt 8.- €, Karten nur an der Abendkasse.