Freitag, 27. Februar 2004

BdSt will Ausleihe an Bibliotheken nicht gefördert sehen

Ja, das wollen wir aber auch wissen. Wohin kämen wir denn, wenn wir jetzt gleich mehrere Bücher am Tag lesen? Und bedenken Sie die Folgekosten, Herr Meyer: Göttinger und Göttingerinnen bräuchten in noch jüngerem Lebensalter Brillen, das belastet die Krankenkassen. Von den häufigen Besuchen beim Augenarzt, beim Neurologen und beim Psychotherapeuten ganz zu schweigen. Außerdem gehen jedem Autor Einnahmen flöten, wenn seine potentiellen LeserInnen die Lektüre in diesen öffentlichen Bedürfnisanstalten befriedigen. Das kostet zum einen Arbeitsplätze, weil weniger Bücher gedruckt werden, und Therapiestellen in Entziehungskliniken, weil der Autor vor lauter Frust über die schlechten Abverkäufe seinen Lebensmittelpunkt verliert und zum Alkoholiker wird. Wollen Sie uns das wirklich zumuten, Herr Meyer?

Gut, daß es wenigstens noch so wackere Recken wie Bernhard Zentgraf gibt. Vielleicht kann er uns bei anderer Gelegenheit dann auch mal erklären, wozu der BdSt überhaupt da ist und sich nicht aus Kostenersparnis selbst auflöst.

(Herzlichen Dank für die Zeitungsmeldung an Hartmut Stoepler.)

Hören Sie, in Gottes Namen, endlich auf zu lesen!
Öffentliche Bibliotheken sind viel zu stark beheizte Orte, die allzuviel Geld in so nebensächlichen Quatsch stecken wie Kinder von der Straße zu holen oder Bildung gleichsam viral zu verbreiten. Jetzt ist eine neue Unart dieser öffentlichen Einrichtungen ruchbar geworden: man kann dort Bücher leihen! Sehr zurecht hat der Bund der Steuerzahler (BdSt) die Stadt Göttingen zu einer Stellungnahme aufgefordert, weil sie sich nicht entblödete, die eifrigste Nutzerin der Göttinger Stadtbibliothek des Jahres 2003 zu ehren.
Göttingen (Göttinger Tageblatt vom 25.2.2004). Die öffentliche Ehrung einer Spitzenausleiherin setze eindeutig falsche Signale, schreibt BdSt-Vorstandsmitglied Bernhard Zentgraf an Stadtrat Wolfgang Meyer (SPD). "Sie animiert diejenigen, die die Stadtbibliothek ohnehin bereits nutzen, zu einer (noch) intensiveren Nutzung", moniert Zentgraf. "Sollen Bürgerinnen und Bürger künftig mehrere Bücher am Tag lesen, und will die Stadt Göttingen dafür die entsprechenden personellen und sachlichen Kapazitäten schaffen?", will er vom Göttinger Stadtrat wissen.

Mittwoch, 25. Februar 2004

Veranstaltungen: Lautsprecherverlag Stuttgart

1. We call it a Comeback-Tour: Thomas Venker und Linus Volkmann stellen sich und Ihre aktuellen Werke aus dem Popkosmos vor.
Mi 25.02.2004 Stuttgart - Schocken
Mehr Infos: www.intro.de, http://www.club-schocken.de

2. BGB-Tour 1, 2004, Spoken Wotds, Rap, Lyrik und Freestyle mit Mathias Bach, Gün und Tobias Borke
Mi 24.03.2004 Stuttgart - Hi, Tourfinale mit DJ Roglok

3. Austellung DUETTE 2.: Daniel Vujanic und Johannes Finke holen die Leichen aus dem Keller - Collagen, Gemälde, Grafiken; Eröffnung und Rundgang: Ruby Sircar, Freitag 12. März 2004, LS Showroom, Gutenberg 50a, S-West, 2030h

4. Slam meets Jazz - am Samstag, den 6. März 2004 treffen im Tearoom Stuttgart die Berliner Slam Poeten Bastian Böttcher, Wolfgang Hogekamp und Xochil Schütz auf den Stuttgarter Jazzer Daniel Kartmann und seine Band. Beginn: 2100h. Mehr Infos: http://www.spokenwordberlin.net

5. Das Braunschweiger "SocialBeatUndergroundLiteraturZine"-SUBH sagt Tschüss. Es lesen und beweinen Axel Klingenberg, Der Bdolf und Stefan Kalbers, Fr 26. März 2004, 2030h, LS Showroom, Gutenberg 50a, S-West

6. Im Herbst kommen die National Poetry Slams 2004 nach Stuttgart ins Theaterhaus. Wer sich informieren möchte: http://www.slam2004.de

1. Venker/ Volkmann-Lesungen
2. BGB-Tour mit Bach, Borke und Gün
3. Ausstellung DUETTE 2.
4. Slam meets Jazz
5. SUBH sagt Tschüss
6. National Poetry Slam 2004

Montag, 23. Februar 2004

Willi Hoss: Komm ins Offene, Freund

„Dich werden sie auch noch klein kriegen" meinte ein Hinterbänkler, als Willi Hoss 1983 als grüner Abgeordneter in den Bundestag einzog. Das hatten zuvor weder die DKP noch die Betriebsräte der IG Metall geschafft. Beide Organisationen griffen zum Mittel des Ausschlusses, die DKP 1970, die IG-Metall 1972. Dabei war Willi Hoss nie ein hitziger Rebell gewesen. Ein Pragmatiker. Der Freundeskreis aus Kollegen, POEMA
und AnStiftern, Gewerkschaftlern und Theaterhaus ehrte ihn mit, ein Jahr nach seinem Tod, stellte einem vielhundertköpfigen Publikum die eben erschienene
Autobiografie vor und ermunterte zu Zivilcourage und Engagement auch jenseits der traditionellen Wege.

„Komm ins Offene, Freund“ ist ein Lesebuch der praktischen Politik, der politischen Geschichte - ganz unprätentiös, und eine Hommage an gemeinsame Praxis.

ca. 250 Seiten, 19.80 EUR, Paperback

Verlag Westfälisches Dampfboot

Das Buch kann über das Bürgerprojekt AnStifter, Peter Grohmann,
Olgastraße 1 A, D 70182 Stuttgart, bezogen werden. Die Zusendung erfolgt auf Rechnung (20,80 EUR).
Fax: 0711 - 24 84 75 95
eMail: AnStiftung@t-online.de

Willi Hoss: Komm ins Offene, Freund - Eine von Peter Kammerer herausgegebene Autobiografie über ein bewegtes Leben
Es ist selten in Deutschland, dass das Leben eines Linken eine Erfolgsgeschichte wird. Willi Hoss (1929-2003), Gewerkschafter-Urgestein, ließ sich nicht auf Karrieren festlegen, auch wenn er sein ganzes Leben immer ein Arbeiter war. Seine Autobiografie bricht mit dem klassischen Schema einer Arbeiterbiografie. Entstanden in Gesprächen mit Peter Kammerer erzählt sie von Willi Hoss Erfolgen und Misserfolgen bei seinen vielen Werdegängen: als Funktionär der KPD, als Elektroschweißer bei Daimler-Benz und Motor der „plakat“-Gruppe,
als Betriebsrat, als Mitbegründer des Sozialistischen Zentrums und später der Grünen - und als ein Mann im Rentenalter, der im Regenwald des Amazonas in entlegenen Dörfern Brunnen für Trinkwasser bohrte, Solarlampen einführte und den Großkonzern Daimler-Chrysler dazu brachte, Kopfstützen für LKWs aus von Indianern gewonnenen Kokosfasern und nicht aus Plastik anzufertigen. Und sie erzählt von seiner Beharrlichkeit, mit der er an einmal als richtig erkannten Einsichten festhielt.

Sonntag, 1. Februar 2004

<b>"Fluchtlistlinge - EMailRoman"</b>



"Fluchtlistlinge - EMailRoman"
von Regula Erni & Hans Zengeler.
Ein Tag, irgend ein Tag, irgendwo und gleichzeitig überall. Millionen und Abermillionen surfen durchs weltweite Netz, nahezu geräuschlos, nicht immer spurenlos. Millionen und Abermillionen elektronischer Botschaften gleichzeitig überall unterwegs. Da mag es doch schon mal zu einem Crash kommen, zu einem durch große Beschleunigung verursachten Zerreißen von Nachrichten, die dann hier oder dort, zu Fetzen verstümmelt, die falschen Empfänger erreichen? Die Frage ist: Kann sich jemand heutzutage noch ins Unauffindbare verkrümeln? Oder ist er nicht schon verloren (und damit gefunden) sobald er die Schaltfläche "Verbinden" tätigt, mit der Maus über scheinbar weiße Flächen fährt, aus Unachtsamkeit irgendwo klickt?
Hier zu lesen oder auch Hier