Ja, Hans, ich habe den Artikel im Spiegel über Grass gelesen, mich geräuspert und gefragt: was will er eigentlich: für Martin Walser eine Bresche oder sich für eine rot-grüne Regierung mit Stoiber schlagen? - Vielleicht bin ich einfach zu wenig intellell... Feuilletonistenkrieg oder Krieg der politischen Farben mit und ohne berlusconihafte Verhältnisse. Naja, ich weiss eh, dass man von zwei Übeln immer das geringere wählen muss und frage mich nachdem ich den lässigen Leistungsausweis der amtierenden Regierung gesehen habe, ob letztere, sofern sie mit einem Wahlsieg belohnt werden würde, nicht gar einem MRR, Schirrmacher und Martin Walser, nebst Günter Grass, zu Dank verpflichtet zu sein hätte. - Wo stünde die Bundesrepublik Deutschland ohne den neusten Walser-Roman, wo ohne Marcel Reich-Ranicki, ohne Schirrmacher und die stimmungsmachenden Feuielltonisten? Hä, wo? :-))
Ja, also Regula, was will der Grass? Die Antwort: Beides. Es ist doch klar, daß politische Stimmungen in diesem Land sich auch auswirken auf die, sagen wir mal, "Feuilletonstimmung". Grass moniert die Art und Weise, wie es in der Literturkritik gar nicht mehr um die Literatur geht, sondern um Personen. Stell dir einfach vor: Du hast einen Roman geschrieben. Du schickst das noch unredigierte Manuskript an einen dir gut bekannten Redakteur, der sich bislang für alle deine Bücher eingesetzt hat. Du bietest ihm den Vorabdruck an, vertrauensvoll sozusagen. Was macht der? Er ruft dich nicht etwa an, was du von ihm erwarten würdest, sondern er zieht die Sache öffentlich gleich ganz groß auf, in dem er eine Art verdammende Vorauskritik schreibt, die niemand überprüfen kann, weil niemand das Manuskript kennt. Er setzt sich einfach über alle Regeln hinweg; und zwar mit voller Absicht: er WILL diesen Skandal. Die Hintergründe sind inzwischen überall nachlesbar, Wie würdest du dich da fühlen?
Und noch etwas: Man erinnere sich an den Skandal, den das Faßbinderstück "Die Stadt, der Müll, der Tod" einst hervorgerufen hat, ein Stück, in dem es um einen jüdischen Bauspekulanten in Frankfurt ging. Damals wurde der Begriff des Linksfaschismus geprägt, den sog. linken Antisemitismus. Und wie war die politische Stimmung damals im Land?
Wo dieses Land wäre ohne Walser und Grass und ... - da, wo es jetzt auch ist. Aber die Stimmung wäre wahrscheinlich eine ganz andere. Literatur ändert selten politische Verhältnisse, vermag aber sehr wohl zu sensibilisieren, indem sie die richtigen Fragen stellt oder den Finger auf Wunden legt.
wenn wirklich stimmt, was in dem von dir genannten Artikel steht - das wäre wirklich unsagbar ... Andererseits bin ich immer etwas skeptisch, wenn mit Zitaten gearbeitet wird, die vor -zig Jahren mal irgendwo ganz nebenbei gefallen sein sollen. Also, man wird sich überlegen müssen, ob all diese Materialien nicht zusammenzutragen und in einem Buch zu veröffentlichen sind. Man verliert sonst allmählich den Überblick und weiß nicht mehr, wo vorne und hinten ist ...
Ja, Hans, ich habe den Artikel im Spiegel über Grass gelesen, mich geräuspert und gefragt: was will er eigentlich: für Martin Walser eine Bresche oder sich für eine rot-grüne Regierung mit Stoiber schlagen? - Vielleicht bin ich einfach zu wenig intellell... Feuilletonistenkrieg oder Krieg der politischen Farben mit und ohne berlusconihafte Verhältnisse. Naja, ich weiss eh, dass man von zwei Übeln immer das geringere wählen muss und frage mich nachdem ich den lässigen Leistungsausweis der amtierenden Regierung gesehen habe, ob letztere, sofern sie mit einem Wahlsieg belohnt werden würde, nicht gar einem MRR, Schirrmacher und Martin Walser, nebst Günter Grass, zu Dank verpflichtet zu sein hätte. - Wo stünde die Bundesrepublik Deutschland ohne den neusten Walser-Roman, wo ohne Marcel Reich-Ranicki, ohne Schirrmacher und die stimmungsmachenden Feuielltonisten? Hä, wo? :-))
AntwortenLöschenre
Ja, also Regula, was will der Grass? Die Antwort: Beides. Es ist doch klar, daß politische Stimmungen in diesem Land sich auch auswirken auf die, sagen wir mal, "Feuilletonstimmung". Grass moniert die Art und Weise, wie es in der Literturkritik gar nicht mehr um die Literatur geht, sondern um Personen. Stell dir einfach vor: Du hast einen Roman geschrieben. Du schickst das noch unredigierte Manuskript an einen dir gut bekannten Redakteur, der sich bislang für alle deine Bücher eingesetzt hat. Du bietest ihm den Vorabdruck an, vertrauensvoll sozusagen. Was macht der? Er ruft dich nicht etwa an, was du von ihm erwarten würdest, sondern er zieht die Sache öffentlich gleich ganz groß auf, in dem er eine Art verdammende Vorauskritik schreibt, die niemand überprüfen kann, weil niemand das Manuskript kennt. Er setzt sich einfach über alle Regeln hinweg; und zwar mit voller Absicht: er WILL diesen Skandal. Die Hintergründe sind inzwischen überall nachlesbar, Wie würdest du dich da fühlen?
AntwortenLöschenUnd noch etwas: Man erinnere sich an den Skandal, den das Faßbinderstück "Die Stadt, der Müll, der Tod" einst hervorgerufen hat, ein Stück, in dem es um einen jüdischen Bauspekulanten in Frankfurt ging. Damals wurde der Begriff des Linksfaschismus geprägt, den sog. linken Antisemitismus. Und wie war die politische Stimmung damals im Land?
Wo dieses Land wäre ohne Walser und Grass und ... - da, wo es jetzt auch ist. Aber die Stimmung wäre wahrscheinlich eine ganz andere. Literatur ändert selten politische Verhältnisse, vermag aber sehr wohl zu sensibilisieren, indem sie die richtigen Fragen stellt oder den Finger auf Wunden legt.
Soviel dazu.
HZ
Hallo Hans,
AntwortenLöschenHier noch schnell ein Link zur Walser-Bubis-Debatte.
http://www.woz.ch/wozhomepage/antisemi/reakt_a_kast.htm
Er passt hier, weil du Fassbinder erwähnt hast.
Hallo Regula,
AntwortenLöschenwenn wirklich stimmt, was in dem von dir genannten Artikel steht - das wäre wirklich unsagbar ... Andererseits bin ich immer etwas skeptisch, wenn mit Zitaten gearbeitet wird, die vor -zig Jahren mal irgendwo ganz nebenbei gefallen sein sollen. Also, man wird sich überlegen müssen, ob all diese Materialien nicht zusammenzutragen und in einem Buch zu veröffentlichen sind. Man verliert sonst allmählich den Überblick und weiß nicht mehr, wo vorne und hinten ist ...
Grüße
Hans