Literatur
Deutsche Schriftsteller uneins über politische Lage
14. April 2002 Die Terroranschläge des 11. September 2001 machen es offenbar: Die deutschsprachige Gegenwartsliteratur ist in ihrer politischen Haltung nicht mehr so einig wie noch vor Jahren.
Beim 3. Treffen in Telgte bei Münster, wo sich seit Freitag elf Autoren zu Werkstattgesprächen zum Thema Die Ereignisse vom 11. September hinter verschlossenen Türen zusammengefunden hatten, konnten sich die Teilnehmer nicht zu einer gemeinsamen Abschlusserklärung durchringen. Es gebe keine einheitliche Linie, die darüber Auskunft geben könnte, wie die heute um die 40 Jahre alten Schriftsteller die politische Lage der Gegenwart beurteilen, hieß es zum Abschluss des Treffens am Samstag.
Diesmal ohne Günter Grass
In der Kleinstadt Telgte hatten sich in Anlehnung an eine 1979 erschienene Erzählung von Günter Grass über ein fiktives Treffen von Barockdichtern bereits zum dritten Mal seit 1988 namhafte Autoren zum Denkmarathon versammelt. Zu den Teilnehmern gehörten Burkhard Spinnen (Münster), Barbara Bongartz, Hans-Christoph Buch, Alban Nikolai Herbst, Michael Roes, Ulrich Peltzer (alle Berlin), Josef Haslinger (Leipzig), der Schweizer Martin R. Dean und Thomas Meinecke (Eurasberg-Burg). Ferner hatten die Literaten Bora Cosic und Dragan Velikic aus dem früheren Jugoslawien an den Gesprächen teilgenommen.
Beim ersten Treffen in Telgte 1988 war der heutige Literatur- Nobelpreisträger Grass noch selbst gekommen. Die Schriftsteller, die nach Grass' Erzählung 1647 - gegen Ende des ganz Deutschland verwüstenden 30-jährigen Krieges - in den münsterländischen Wallfahrtsort kommen, wollten in ihrer Zeit Einfluss auf den Lauf der Politik nehmen. Dies sei heute nicht mehr möglich. Es ist nicht unsere Aufgabe, den großen Roman über die Ereignisse des 11. September auch nur zu verlangen, sagte Michael Roes.
Es sei während des Treffens eine deutliche Verunsicherung unter den Autoren zu spüren gewesen, die auch öffentlich zugegeben worden sei, sagte Thomas Meinecke.
Text: dpa
3. Treffen in Telge
14. April 2002 Die Terroranschläge des 11. September 2001 machen es offenbar: Die deutschsprachige Gegenwartsliteratur ist in ihrer politischen Haltung nicht mehr so einig wie noch vor Jahren.
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