Mittwoch, 11. Mai 2005

„Poesie United!“ - Internationale Slam- und Performance-Poetry-Show am 27.05.05 im Neuwerk

Gemeinsam mit dem „jungen Wilden“ seiner Zunft, Tobias Hoffmann aus Hamburg, trifft die Gallionsfigur des deutschsprachigen Poetry Slams, Wehwalt Koslovsky aus Hamburg, auf zwei der begnadetsten und atemberaubendsten Performer, die derzeit auf den internationalen Slam-Bühnen zu bestaunen sind: Regie Gibson aus Boston, der Jimi Hendrix unter den Poeten, sowie der New Yorker Spoken Word-Tausendsassa Ben Porter Lewis. Neu dabei beim „Performance-Poeten-Pack“ ist auch Antoine Faure, der amtierende französische Slampoetry-Champion.



Alle fünf Gäste der Dichternacht sind Meister ihres Faches und könnten doch unterschiedlicher nicht sein. Die literarischen Ursprünge, denen sich jeder der Fünf gemäß seiner jeweiligen Biographie verpflichtet fühlt, sind – vom gemeinsamen Ansatz beim „Sprechgesang“ abgesehen – ziemlich unterschiedliche. Was allein ausreicht, um ein Spielfeld, einen Spannungsraum abzustecken, in dem sich die Dichter nach Herzenslust ausleben und ihr Publikum verzaubern können.



Der Ravensburger Tobias Hoffmann ist bekannt als „junger Wilder“ der deutschen Lyrikszene. Der entwirft in seinen Texten erschreckende und mitreißende Szenarien – Traumwelten, die manchmal bedrückend real erscheinen. Seine Hasstiraden, Abgesänge, Sex- und Liebegedichte wecken – durchaus gewollt – Assoziationen sowohl mit der US-amerikansichen Beatliteratur als auch mit Autoren wie Ernst Jandl. Hoffmann lässt sich von der Sprache treiben, schneidet Texte auseinander und setzt sie neu zusammen, so dass bizarre Schnappschüsse, sinnierend-poetische Sprachbilder oder treibende, ruhelose Assoziationsketten entstehen. Der umtriebige 24-jährige ist Mitbegründer und Herausgeber der „Edition Kulturbremse“, Veranstalter und Moderator von Lesungen sowie Musiker. Hoffmann, jüngst mit dem Ravensburger Literaturpreis ausgezeichnet, veröffentlichte vor wenigen Wochen seinen ersten Gedichtband „asphaltpoeten“ bei der Lyrikedition 2000.



Ähnlich wie Hoffmann begründet auch der Wahl-Hamburger Wehwalt Koslovsky seine Ästhetik auf einer eigenwillig Beat-lastigen Synthese aus oppulent-verspieltem Ausdruck und einer in erster Linie klassisch-romantisch geprägten Gedankenwelt. Mit seinen von dichter Atmosphäre und Dramatik geprägten Wortperformances konnte der Begründer des Poesie-United-Ensembles unzählige Slams, darunter auch den „National Poetry Slam“ 1998 für sich entscheiden. Derzeit ist er hauptsächlich im Auftrag der Robert-Bosch-Stiftung unterwegs, um die „Tschechische Bibliothek“, einen Wegweiser durch die Literatur und Kultur unserer Nachbarn, vorzustellen.



Auf ganz andere Traditionen beziehen sich die beiden Gäste aus den USA, die auch schon bei der letzten Poesie-United-Tour dabei waren. Milo Martin (Los Angeles) und Ben Porter Lewis (Ithaca) veredeln Whitmans Prinzip vom „freien Vers“, indem sie ihm jede Menge Blues und Jazz injizieren und somit – vom Amerikanischen einmal abgesehen – einen völlig anderen „Sound“ kreieren. Der Klang bestimmt den Gehalt und die Bewegung im Erzählen besitzt stets einen liedhaften Grundcharakter, was die beiden zu echten Barden werden lässt - wobei Lewis sich auch für gelegentliche Ausflüge ins Grenzland zum Rap nicht zu schade ist.



Der fünfte im Bunde, Antoine Faure aus Paris, gewann im letzten Jahr den „Grand Slam“ und darf sich seitdem mit dem Titel des besten französischen Slampoeten schmücken. Mit seinen rhythmischen und melodiösen Gedichten, vorgetragen mit vollem Körpereinsatz, begeisterte er bei seinem Auftritt beim „German International Poetry Slam“ im letzten Jahr im Theaterhaus Stuttgart auch diejenigen Zuschauer, die der französischen Sprache nicht mächtig waren.



Mit den neuen Gesichtern verändert sich auch das Programm von Poesie United – und das nicht nur in sprachlicher Hinsicht. So werden die Poeten nicht nur ihre Einzeltexte vortragen, sondern auch mehrsprachige Team-Performances auf die Bühne bringen.



Vorverkaufskarten für „Poesie United“ sind in der Buchhandlung Zur Schwarzen Geiss erhältlich. Die Veranstaltung beginnt um 21 Uhr, Einlass ist ab 20 Uhr. Wie bei den Sprechstation-Veranstaltungen üblich, findet im Anschluss an die Poetry-Show eine Party statt. An den Plattenspielern steht DJ t., gespielt wird Funk aus den Sixties.



Weitere Informationen im Internet unter http://www.sprechstation.de

Zu einem mehrsprachigen Gipfeltreffen des gesprochenen Wortes kommt es am Freitag, den 27.05.05 im Rahmen des Festivals „ZuTexten und LeerLesen“ im Konstanzer Neuwerk.



„Poesie United“ ist der Titel eines internationalen Poesie-Ensembles, in dem sich fünf der besten Slam- und Performance-Poetry-Künstler aus Frankreich, Deutschland und den USA zusammengeschlossen haben. Nachdem sie bereits auf ihrer letzten Europa-Tour Gast im Konstanzer Stadttheater waren und dabei auf ein begeistertes Publikum trafen, machen sie auch auf ihrer aktuellen Tournee in neuer Zusammensetzung Halt bei der sprechstation.

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