Montag, 16. August 2004

Dekret einer Gruppe von österreichischen Autoren über die Neue Österreichische Rechtschreibung

Die Unterzeichneten fordern die Bundesregierung auf,

1. dafür zu sorgen, daß die Liste der 23 offiziell von der EU anerkannten „österreichischen” Wörter erweitert und die Sprache der Bewohner und Bewohnerinnen dieses Landes nicht als eine bloße Vokabelsammlung verstanden wird

2. keine weiteren finanziellen Mittel für die „deutsche Rechtschreibreform” zur Verfügung zu stellen - keine Gelder für eine Rücknahme, auch keine für eine Volksabstimmung über „alt” oder „neu”! -, sich auch in Zukunft an keiner „deutschen Rechtschreibreform” mehr zu beteiligen und die eingesparten Mittel für die Förderung eines österreichischen und europäischen Sprachbewußtseins zu verwenden

3. alles daran zu setzen, das 1950 von Felix Hurdes und Ernst Fischer initiierte, mittlerweile in 39 Auflagen erschienene „Österreichische Wörterbuch” den zuständigen EU-Kanzleien in einer Weise bekanntzumachen, daß in Zukunft Skurrilitäten wie der sogenannte „Marmeladenstreit” einfürallemal vermieden werden (Bei dem Versuch, für alle Länder der EU die Bezeichnung für „Marmelade” zu regeln, wurde Österreich zunächst „Konfitüre” vorgeschrieben, was erst nach tagelangen Schlagzeilengefechten und Interventionen auf höchster politischer Ebene geändert werden konnte)

4. Untersuchungen durchführen zu lassen und Meinungsbildungsprozesse zu fördern, die der Frage nachgehen, ob die Bewohner und Bewohnerinnen dieses Landes ihre sprachlichen Eigenarten nicht nur sprechen, sondern auch schreiben wollen

5. bei einem positiven Ergebnis dieser Untersuchungen ein - aus Schriftstellern und Schriftstellerinnen, Sprachwissenschaftlern und Sprachwissenschaftlerinnen sowie Vertretern und Vertreterinnen anderer sprachinteressierter Gruppen zusammengesetztes - Gremium mit der Entwicklung einer österreichischen Schriftsprache zu beauftragen; bei dieser Arbeit sollte darauf geachtet werden, aus den Fehlern der deutschen Rechtschreibreform zu lernen, den europäischen Kontext und die eigene multilinguale Vergangenheit in Betracht zu ziehen sowie insbesondere von Anfang an auf eine demokratische Vorgangsweise Wert zu legen.

6. nach Vorliegen eines positiven Arbeitsergebnisses dieses Gremiums dafür zu sorgen, daß die in der Verfassung verankerte Formulierung „Die Staatssprache ist Deutsch” ersetzt wird durch a) „Die Staatssprache ist Österreichisch in einem europäischen Kontext” oder b) „Die Staatssprache ist Österreichisches Deutsch ....” oder c) „Die Staatssprachen sind Deutsch und Österreichisch …” sowie

7. schließlich alles dafür zu tun, die Sprache der Bewohner und Bewohnerinnen dieses Landes als eigenständige EU-Sprache durchzusetzen.

Ostarrihi strikes back
A E I O U
(Friedrich III. Signet auf Wiener Prunkbauten)
Austria erit in orbe ultima: Alles Erdreich ist Österreich untertan.
A E I O V
(Der Volksmund)
Als Erstes Ist Oesterreich Verloren.

Dekret einer Gruppe von fünf österreichischen Autoren und einem Germanisten über die NÖR, die Neue Österreichische Rechtschreibung.

1 Kommentar:

  1. Also ich bewerbe mich als Simultandolmetscher Österreichisch-Deutsch.

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