Dienstag, 16. September 2003

<b>Treffen der VS-Regionalgruppe Neckar-Enz</b>

Ähnliches wurde hier schon einmal gestreift (Deutschland suchte damals irgendwo den Superdichter). Autoren sollen gegeneinander antreten und bewertet werden, in einer Art "Dichter-Duell". Das Publikum soll entscheiden, wer eine Runde weiterkommt, am Ende hat man dann den Superdichter. Ich frage mich, wie verzweifelt ein Autor oder die Erfinder solcher Veranstaltungsarten sein müssen, um sich auf so etwas einzulassen. Ich verstehe ja: Lesungen sind nicht gerade der große Publikumsrenner, und man will diesem etwas bieten, aber sollte man sich auf diese Weise zum Idioten machen lassen, Unterhaltung und/ oder Spektakel um jeden Preis? Die nächste Generation wird dann den Autor auf einen elektrischen Stuhl setzen, und das Publikum darf ihm für jeden schlechten Satz / jede schlechte Szene einen Stromschlag verpassen. Weil: Sensationen müssen unbedingt gesteigert werden, will man Langeweile vermeiden. Ich erinnere mich noch daran, wie das einmal begonnen hat: Plötzlich wollte jeder Provinzkulturverein unbedingt das Klagenfurt-Szenario kopieren und lud dazu Hobbyschreiber ein, die von Hobbykritikern fertiggemacht werden durften. Dazu gab es Bier und Bratwurst. Fürs Publikum. Und am Ende für den Sieger die (Geld-)Spenden, die das Publikum zu geben bereit war. Dazwischen gab es durchaus gute Ideen, zum Beispiel Autoren an Orten lesen zu lassen, die zum Inhalt des Vorgelesenen paßten (z. B. eine Reisegeschichte in einem Zug), - es kamen Banken, Apotheken, Haushaltswarengeschäfte etc. als Lesungsorte zum Einsatz, eine gute Idee, die leider nicht weiter ausgebaut worden ist. Kann sein, das reißt heute auch keinen mehr aus dem Fernsehsessel. Aber die Frage bleibt: wie weit ist man zu gehen bereit, bloß um vor Publikum lesen zu dürfen. Und: Was wird das für ein Publikum sein, das zu solchen Minutenlesungen kommt?

Treffen der VS-Regionalgruppe Neckar-Enz vom 19. August
Das Protokoll dieses Treffens: eine diskussionswürdige Lektüre (leider konnte ich an diesem Treffen nicht teilnehmen), indem es (wieder einmal) um das Thema geht, wie Autorenlesungen attraktiv zu machen sind. Hier geht es nun um den Vorschlag, eine Art Lesung- bzw. Literatur- bzw. Autorencasting zu veranstalten, frei nach "Deutschland sucht den Superautor".

5 Kommentare:

  1. An sich ist es lediglich ein verändertes Slamkonzept. (Ggf. haste auch was gegen Slams, hab ich auch kein Problem mit ;) )



    Aber konstruktive Vorschläge sind wie immer willkommen.

    Ich hör nur keine von Dir ;)



    Auch (ich wiederhole mich) Deine Anwesenheit bei den Treffen wäre schön.



    Es gibt (wie Du Dir unschwer denken kannst) einiges, was nicht im Protokoll steht. Und wenn Du das wüsstest, würdest Du ggf. differenzierter urzteilen. (Nein, ich kann auch hier die Inhalte von Besprechungen in Kulturämtern nicht ausbreiten ;) )

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  2. Lieber Oliver Gassner,

    ein konstruktiver Vorschlag war die Frage, warum das Lesen an sozusagen zur Poesie passenden Orten nicht weiter entwickelt worden ist. Also: Du hast meinethalben ein romantisches Gedicht über den Sternenhimmel geschrieben, dann könntest du im Planetarium lesen. Oder ein Kochbuch: in einem Küchenstudio. Usf. Ansonsten ist alles andere natürlich auch eine ausgezeichnete Satire.

    Überdies wäre ich am 19.8. gekommen, wäre ich im Lande gewesen. Und: bei mir sind die Dienstage schlechte Termine. Aber: ich nehme immerhin wahr, was dort besprochen worden ist.

    Oiso, nix für ungut

    HZ

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  3. Prima,



    dann entwickle doch mal das Projekt weiter. Sobald es in präsentabler Form ist, präsentiere ich es.



    Es stünde übrigens (sehr potentiell) Schillers Geburtshaus als 'Bühne' zur Verfügung. Falls sowas deine Phantasie beflügelt.

    Meine Idee zu obigem wären: Debütantenlesungen (also Publiziertes!), philosophische Diskussionsrunde zu aktuelleren Themen (weil Fritz ja auch Philosoph war). Ggf. könnte man auch ne Lese-Dramen-Sache draus machen. also: Junge Dramenautoren lesen aus ...



    Ja? Weiterdenken ;)

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  4. Das Projekt ist bereits einmal angewendet worden: bei den Singener Lesezeichen (war irgendwann im letzten Jahrhundert, 88 oder 89 glaub ich). Wobei es überhaupt kein Problem ist, die Leseorte den Texten zuzuordnen; das Problem besteht darin, Geschäftsleute (zum Beispiel) davon zu überzeugen, daß Literatur sozusagen gut für ihr Geschäft ist, soll heißen, daß nach der Lesung das Publikum die Möglichkeit erhält, sich im Geschäft über die Produkte zu informieren. Usw.



    Schillers Geburtshaus: ja, klar. Auch das wäre ein Ort. Ebenso der Friedhof, das Krematorium, alles.

    ABER: das ist alles mit sehr viel Aufwand verbunden, der unter Umständen nicht zum gewünschten Ergebnis führt.

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  5. "ABER: das ist alles mit sehr viel Aufwand verbunden, der unter Umständen nicht zum gewünschten Ergebnis führt. "



    Siehste? Und das anderev Konzept ist (_offenbar_ für Verantstalter) attraktiv ;)



    Ich arbeit auch ungern für den Müll...

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