Mittwoch, 16. April 2003

Der Irak-Krieg und sein vermeintliches Ende



Der Irak-Krieg und sein vermeintliches Ende
... und ich frage mich, wer sich jetzt noch daran erinnert, mit welcher Begründung dieser Krieg begonnen (und für gerecht erklärt) worden ist, nämlich:
1. stelle der Irak eine Gefahr für den Weltfrieden dar und
2. verfüge der Irak über biologische und chemische Massenvernichtungswaffen
War das so?
Herr Karasek, päpstlicher Nuntius der deutschen Literaturkritik, outet sich bei Michel Friedman als Bewohner der Bush'schen Analregion und freut sich, daß die Irakis jetzt frei ihre Meinung äußern und demonstrieren können, was allein schon eine Rechtfertigung dieses Krieges bedeute. Herr Karasek glaubt nicht, daß die USA als nächstes Syrien angreifen, aber man müsse denen schon deutlich machen, was Sache ist.
Ich frage mich, was der über das Kriegsergebnis hoch erfreute Herr Karasek den Familien erzählt, die dabei ihre nächsten Angehörigen verloren haben. Ich frage mich, wie Herr Karasak dächte, wenn es sich dabei um seine eigene Familie handeln würde. Zuckt man in so einem Fall einfach die Achseln und sagt, dies sei eben der Preis für Freiheit und (amerikanische) Demokratie?

3 Kommentare:

  1. Lieber Hans Zengeler



    Du stellst - wie könnte es auch anders sein - schwierige Fragen. Vor allem für jemanden, der befürchtet, die Administration Bush könnte sich mit der Idee, den zivilisatorischen Virus gepaart mit den westlichen Vorstellungen von Demokratie mit der Giesskanne über den Rest der Welt zu verteilen, anfreunden...

    Hellmuth Karasek vergleicht Saddam mit Hitler. Ein Vergleich, den ich, aufgrund meines eher bescheidenen Wissens über Saddam und den Irak, ablehne. Träfe er zu, wäre ich geneigt, Karasek zuzustimmen, denn ein Deutschland unter der Regentschaft von Hitlers Erben ist für mich wie jeden anderen Nachgeborenen schlicht unvorstellbar.

    Es geht aber nicht nur um Karasek und eine Meinung unter vielen; es geht auch und vor allem um Frieden im Nahen Osten. Die Dinge sind nicht so einfach wie Spiegel-online sie uns präsentiert; sie sind sehr viel komplexer und vielschichtiger. So komplex und vielschichtig, dass wir doch noch auf bessere Zeiten hoffen dürfen.

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  2. Liebe Regula Erni,

    gewiß, Du hast recht, es geht nicht nur um Karasek & Co - es geht darum, daß ich - obwohl immer wieder eines besseren belehrt - an der Vernunftbegabung des Menschen zu zweifeln beginne. Es geht darum, daß die sog. US-Administration der Welt großes Theater lieferte, denn dieser Krieg stand seit Jahren fest (wie sie gewiß auch andere Kriege längst beschlossen haben). Die Vereinten Nationen derart vorzuführen war schändlich, kriminell, besser gesagt. Auf bessere Zeiten hoffen? Sicher, die Hoffnung stirbt zuletzt. Ich bin eigentlich ein Optimist. Aber in diesem (US-) Fall ...

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  3. Lieber Hans Zengeler



    An der Vernunft des Menschen kann einer glatt verzweifeln. Irgendwie scheint sie der Unvernunft gewichen zu sein...

    Die UNO ist ein Kapitel für sich. Die Delegierten der einzelnen Staaten werden von Lobbysten begleitet, die in den Gängen wandeln und dabei so ganz nebenbei ihren täglichen Geschäften nachgehen. Jeder hat partikuläre (Welt)Interessen zu wahren - und keiner will oder kann das Ganze sehen. Es ist als wäre nicht nur die Vernunft sondern auch der Gemeinsinn abhanden gekommen. Die Franzosen und Russen - nur als Beispiel - waren in Saddams Irak sehr engagiert. (Hm, darum sind die Erdölanlagen verlottert und schon beinah schrottreif.) Mit den reinen Vernunftgründen, dem Anstand, der Rücksichtnahme - was immer man den Russen & Franzosen zugutehalten will - war es nicht weit her; sie haben den Krieg aus Eigennutz abgelehnt. Die beiden Opportunisten Schröder & Fischer sind auch keine Friedensapostel.

    Ja, lieber Hans Zengeler, wir könnten uns hier stundenlang über das Schwinden der Vernunft unterhalten. Ich bezweifle allerdings, dass die UNO damit zu tun hat; bei der geht es um Soll und Haben, um Kosten- Nutzenanalysen um "Wenn-du-mir-dann-ich-dir"-Verhalten. Womit wir mit einem Satz von der Vernunft zum Behaviorsim gesprungen wären. Und den Behavioristen liegt sehr viel daran, die Vernunft und das Nachdenken zum Verschwinden zu bringen, damit sich die Massen nach Plan verwenden lassen. Das traurige an dieser Sache ist, dass das Vorhaben der Behavioristen dem vollkommenen Gelingen so nahe zu sein scheint.

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