Mittwoch, 29. Juni 2005

Kunst als Weckreiz - Künstler als Plebejer Offener Strafvollzug auch für Autoren und Künstler



von Ines Eck



Geld wurde erfunden, um Fähigkeiten und Waren austauschen zu können. In Deutschland liegen Fähigkeiten und Waren weitgehend brach, weil die Geldmenge nicht entsprechend den anwachsenden Fähigkeiten und Waren infolge des technischen Fortschritts vermehrt, sondern über Spekulationen und Sparmaßnahmen den Austauschprozessen entzogen wird.



Es gab für Autoren/Künstler ausreichend Möglichkeiten, sich in fair dotierten "Brotjobs" oder Teilzeitanstellungen den Lebensunterhalt verdienen zu können. Die Jobmöglichkeiten fielen infolge der Sparpolitik weg. Die Hartz4Gesetze zwingen Menschen nicht nur in relativer Geldarmut zu leben, sie verweigern Millionen Menschen Bürgerrechte. Menschen, die im Arbeitslosen2Status leben müssen, haben kein Recht auf Datenschutz, kein Recht auf Unversehrtheit der Wohnung, kein Anrecht auf Ortsabwesenheit, -

ohne dem ausweichen zu können. Wer sich abmeldet, um die Stadt zu verlassen, erhält kein Geld und ist nicht krankenversichert. Auch wenn er freischaffend oder in einem 1-Euro-Job arbeitet. Wenn Menschen verheiratet sind, erhalten sie monatlich automatisch 68 Euro weniger und haben nur Anspruch auf sechzig statt hundert Quadratmeter Raum. Geld und Raum bedeuten auch Arbeitschancen .



Der Autor und Künstler ist in seinen Bewegungs- und Arbeitsmöglichkeiten abhängig von Entscheidungen eines Fallmanagers. Die Fallmanager agieren im Rahmen ihrer Vorschriften gewöhnlich fair. Die Vorschriften lassen ihnen wenig Freiräume. Journalisten ermittelten, daß Angestellte der Arbeitsagentur angewiesen wurden, innerhalb der Vorschriften so schikanös gegen Arbeitslosengeldempfänger vorzugehen, daß Geld im Rahmen von

Bestrafungsaktionen eingespart werden konnte/könnte.



Andererseits wurde und wird von der Arbeitsagentur Geld für Prozesse ausgegeben, die Arbeitssuchenden nichts nutzen. Ein Medienassistent/Soundkünstler wurde unter Androhung des Entzugs des Existenzminimums gezwungen, wochenlang Kreuzworträtsel zu lösen und Einführungsvorträge in die Computertechnik anzuhören, obwohl er eine Programiersprache lernen wollte. Diese Maßnahme kostete tausend Euro. Das Logo der Arbeitsagentur zeigt eine Sackgasse. Als die Sackgasse Rot auf Weiß gezeichnet war, schien der, der sie benutzt, wie über ein vereistes Feld entfliehen zu können. Die Sackgasse wurde Weiß auf Rot, das Bild provoziert das Gefühl, als ständen entlang eines Weges, der an einer Mauer endet, Mauern. Für dieses Kunstwerk wurden zigtausende Euros bezahlt.

Es scheint ausreichend Geld vorhanden.



Ziel der Autoren/Künstler ist es, unter fairen Arbeitsbedingungen arbeiten zu können. Es wäre bereits eine Hilfe, die die Gesellschaft keinen Cent kostet, wenn von den Verbänden durchgesetzt werden könnte, daß Menschen nicht täglich persönlich zum Briefkasten gehen müssen, obwohl es Mobiltelefone und Internetmöglichkeiten gibt, um einen Arbeitssuchenden rechtzeitig zu benachrichtigen, falls es Jobmöglichkeiten für ihn gibt.

Mitarbeiter der Enquetekommission des Bundestages sagten, daß Schauspielerverbände erreichen konnten, daß jobsuchende Schauspieler sich frei bewegen dürfen. Autoren und Künstler müssen sich frei bewegen - können, wenn sie auch anderes darstellen können wollen als Reaktionen auf einen Alltag im Offenen Strafvollzug, in den sie gezwungen werden, als seien sie straffällig geworden, weil ihre Interessenvertreter/Verbände nicht durchsetzen konnten, daß sie für Ausstellungarbeiten und Textveröffentlichungen kostendeckende und existenzabsichernden Arbeitshonorare erhalten. Sie müssen unterwegs sein, um Arbeitspartner und Mäzene finden zu können.



Ein Bürgergeld, das honoriert, daß Menschen arbeiten, in dem sie leben (ohne Kranke gäbe es keine Ärzte...) könnte die Ghetttoisierung von Millionen Menschen in Deutschland beenden. Das Geld, das das Existenzminimum absichert, ist in Löhnen und Sozialgeldern bereits vorhanden. Wenn jeder Bürger ein Grundgehalt in Form eines Bürgergeldes erhält, braucht niemand Sozialhilfe und Institutionen, Arbeitslosenpflichtversicherung und

Institutionen, Rentenpflichtversicherung und Institutionen mehr. Wer in Notfällen

mehr Geld als das Existenzminimum an der kulturellen Armutsgrenze haben will, könnte sich freiwillig versichern. Die Lohnnebenkosten würden massiv sinken. Bespitzelungs- und Repressionssysteme gegenüber denen, die keinen Job finden können, würden verschwinden. Deutschland würde ein freiheitlich-demokratischer Staat, in dem jeder Bürger eine faire Chance hat, Fähigkeiten im Interesse anderer fair bezahlt einzubringen.



Ines Eck

www.textlandschaft.de words pictures sounds

Sonntag, 26. Juni 2005

Nachtrag: Link zum Manifest



Hier noch der Link zum Artikel in DIE ZEIT

Das Manifest / Bachmannpreis 2005





Was tun Schriftsteller, wenn es droht, etwas stiller um sie zu werden?
Sie verfassen ein lautes Manifest. Etwas Grundsätzliches also,
möglichst unüberhörbar formuliert. Titel: Was soll der Roman? Es geht
da um sowas wie einen "relevanten Realismus". Was immer das ist.
Jedenfalls sollen Walser & Grass nicht länger das deutsche Gewissen
repräsentieren dürfen, sondern sie wollen ran. Hettche & Co. All
das nahezu parallel (in der ZEIT) zu den Tagen der deutschsprachigen
Literatur (KlagenFurt) veröffentlicht. Wo wieder einmal gähnende
Lageweile herrschte. Und dann doch prämiert wurde. Einer Autorin wurde
eine grosse Begabung allein dadurch bescheinigt, weil ihr Text mit dem
Satz begann: "Wir rauchen beim Ficken. " Kommentar überflüssig.

Montag, 20. Juni 2005

Ergänzung: Der neue VS-Bundesvorstand



Die Stellvertreterinnen des neuen VS-Bundesvorsitzenden Imre Török sind Anna Dünnebier (NRW), Regine Möbius (Sachsen) und
Gerlinde Schermer-Rauwolf (VdÜ/Übersetzer). Als Beisitzer fungieren Thomas
Krafft (Bayern), Thomas Krämer (Rheinland-Pfalz) und Reimer Eilers (Hamburg).


Sonntag, 19. Juni 2005

Imre Török neuer Vorsitzender des Schriftstellerverbandes



Imre Török löst Fred Breinersdorfer als Vorsitzdender des Schriftstellerverbandes (VS in ver.di) ab. Er wurde heute mit etwa 80% der Delegierten-Stimmen beim Bundeskongress des Schriftstellerverandes gewählt. Breinersdorfers Amtszeit endete regulär. Wie Fred Breinersdorfer stammt Imre Török aus den Kreisen des VS Baden-Württemberg und war bis heute dessen Landesvorsitzender.



Wir gratulieren.

Dienstag, 14. Juni 2005

Fotos: Sommer-Literaturtage des Schriftstellerverbandes Ba-Wü







www.flickr.com

















Sommer-Literaturtage des Schriftstellerverbandes Ba-WüOliverGassner's Sommer-Literaturtage des Schriftstellerverbandes Ba-Wü photoset







Freitag, 3. Juni 2005

Oliver Gassner stellt tExtra.Touren vor



Museum für Literatur am Oberrhein: Oliver Gassner mit 'textratouren'

Prinz-Max-Palais - Dienstag, 07.06 | 20.00 Uhr | Eintritt: 4.- / 3.- EUR (Mitglieder der Literarischen Gesellschaft 2.- EUR)



Neben Lyrik und Kurzprosa stellt Oliver Gassner experimentelle Arbeiten vor, die er auf der CD-ROM tExtra.Touren veröffentlicht hat: "Neben den bekannten Projekten für das Internet, die mit textuellen und audiovisuellen Elementen arbeiten, umfasst die hyperliterarische Edition auch frühere mail- und copy-art-projekte sowie Tonaufnahmen von Lesungen. die Arbeiten Gassners leisten eine Art media-hacking. mit einfachen Mitteln wird das Medium aufgebrochen, um seine Verfahrensweisen zum Vorschein zu bringen. Gassner initiiert eine neue Poetik des Schreibens unter Netzbedingungen, die den Sprachgebrauch aufbricht." (aus dem Begleittext der CD).

Oliver Gassner, geboren 1964, arbeitet als Autor, Journalist und Dozent; seit 1989 Herausgeber der Literaturzeitschrift Wandler. Seine Arbeiten wurden ausgezeichnet mit dem „Silbernen Pegasus 1997" (IBM/DIE ZEIT) und dem Internet-Literaturpreis „dtv/T-Online 2003“ für die Gemeinschaftsarbeit "absolute wreaders" ausgezeichnet.

Mittwoch, 1. Juni 2005

Über die Liebe und ihre Lügen

Worum geht es? Um maßlose Zärtlichkeit, unvergleichliche Rituale, exzessive Lust, selbstquälerische Eifersucht, mörderische Gewalt - kurz und gut, um eine einzigartige, große Liebe. Klara, Protagonistin des Buches, glaubt es mehr als zehn Jahre lang. Dass Wolf, der Geliebte, verheiratet ist, nicht gerade beglückend für sie und mit der Zeit immer beklemmender. Aber irgendwann wird es vorüber sein. Er verspricht es, gelobt, schwört. Sie glaubt ihm, denn sie liebt ihn. Immer aussichtsloser, immer verzweifelter.

Irgendwann taucht Margret auf, seine Frau. Unerwartet, bedrohlich, diese Begegnung. Ihre verschwörerische Nachricht lautet: Er hat eine neue Geliebte – drei Jahre lang schon! Sie liefert Beweise. Ein vager Bund entsteht zwischen ihr und Klara, eine Verschwisterung der Not.

Wolf verändert sich. Kleine Anzeichen gab es seit langem. Jetzt aber, sehenden Auges, werden sie deutlicher. Sie sind hinterhältig, gewaltvoll, ja lebensgefährlich. Flucht wird nötig, psychisch und räumlich. Klara fährt auf die Krim, versucht, berstend vor Unglück, die Abnabelung. Eine kurze sexuelle Beziehung zu einem anderen Mann, der an eigenem Elend gewachsen ist, hilft ihr dabei.

Zurück in Berlin, wieder Wolf: Seine Rose, sein Brief - diese klagenden, schönen Sätze. Immer noch ist er da. Den Schlusspunkt schließlich setzt

Margret mit ihrer Anzeige in der Zeitung...

Der Text vermittelt eine Art von Erschütterung, die auf etwas Bekanntes, etwas Ungeheuerliches hinweist, nämlich den Fall der jungen französischen Schauspielerin Marie Trintignant, die im Sommer 2003 von ihrem verheirateten Geliebten in einem Anfall rasender Eifersucht zu Tode geprügelt wurde.

Überhaupt scheint das Buch insbesondere für Frauen einen erheblichen Wiedererkennungseffekt zu haben. Kein Wunder, wenn jede Dritte hierzulande laut Statistik eine „Dreierbeziehung“ erlebt und erlitten hat.

Unterschiedlich zwar aber das Grundmuster gleicht sich. Berauschende Stunden der Lust, Heimlichkeiten und Lügen, maßlose Eifersucht, hinhalterische Versprechen und quälerischen Einsamkeit. Und am Ende schließlich – falls sie nicht vorher entkommen kann - sein beiläufiges: „Adieu - es war schön. Aber es geht leider nicht“.

Und obwohl diese unglücklichen Ausgänge vorauszusehen sind, scheinen sie den Reiz des Geheimnisvollen, Unerlaubten, Gauklerischen einer solchen Affäre nicht zu beeinträchtigen – das gilt für Frauen wie für Männer. Wobei die Frau, von Natur aus reichlicher ausgestattet mit Zuversicht, Geduld und Hingabe, oft auf eine Lebenslösung hofft. Der an Sicherheit orientierte männliche Partner hingegen ist selten bereit, das Gewohnte, Eingerichtete, Abgesicherte seiner familiären Situation für eine Geliebte aufzugeben. Die ménage a trois zerbricht schließlich an sich selbst.

Das alles mag sich in der Realität einfacher, geradliniger, vielleicht

auch weniger obsessiv zutragen als in dieser kunstvoll gestrickten, genauso dramatischen wie skurrilen Romangeschichte. Aber gerade dieses von der Autorin raffiniert gesponnene Geflecht aus Gewalt und Zärtlichkeit, Erpressung und Willfährigkeit, Hörigkeit und Überdruß bindet den Leser unausweichlich in die Handlung ein und lässt ihn bis zum überraschenden Ende nicht wieder los.

„Margrets Mann“ ist das zehnte Buch, der aus Brandenburg stammenden Autorin. Der geographische Aspekt bringt es mit sich, dass das Buch, das in den achtziger Jahren in Ostberlin spielt, zwar unaufdringlich aber unübersehbar neben dieser sehr intimen, obskuren Liebesgeschichte auch das ganz normale Leben in der DDR spiegelt.

H.-B. Ulrichs erster Band „Schmerzgrenze“ (Dietz 1990) über Frauenschicksale in der DDR erregte Aufsehen und machte ihr Mut, in diesem Metier weiter zu arbeiten. So waren es hauptsächlich literarisch ambitionierte Porträts und Reportagen, die sie als freischaffende Autorin für große Zeitungen und Magazine schrieb. Sie brachten ihr neben anderen Auszeichnungen den renommierten Egon-Erwin-Kisch-Preis. Die vielschichtige Biographie ihrer Tochter „Zuhause ist kein Ort“ (Ullstein 2000) wies dann eindeutig den Weg zu ihrem ersten Roman, der mit „Margrets Mann“ nun vorliegt.

Der ORLANDA-Verlag, bekannt insbesondere durch sein auf Frauenprobleme spezialisiertes Sachbuchprogramm, hat den sehr schön ausgestatteten Band herausgebracht. Unter Herausgeberschaft und Lektorat von Ingeborg Mues eröffnet er die neue Belletristik-Reihe des Verlages: DIE EDITION. Der Auftakt ist auf alle Fälle vielverheißend.



© Ulrike M. Dierkes

Ein faszinierendes Romandebüt von Holde-Barbara Ulrich



Von Ulrike M. Dierkes



„Margrets Mann“ – ein Roman über die Liebe. Um genauer zu ein, über die Liebe, ihre Lügen und ihre Gewalttätigkeit. Und genau das ist es, dieser Zusatz, der das neue Buch der Berliner Autorin Holde-Barbara Ulrich für den Leser zu einem zutiefst

erregenden und bis zum Schluss fesselnden literarischen Ereignis macht. Die Spannung, die die Autorin von der ersten Seite an aufzubauen vermag, getragen von ihrer sensiblen, höchst präzisen, bildhaften Sprache lassen Trivialität, für die Romane dieses Genres im allgemeinen anfällig sind, nicht zu.