Montag, 21. Juni 2004

Anti-Bachmann-Preis

JA BITTE SCHÖN - WELCHE INZUCHT WIRD DENN HIER BETRIEBEN?????

Daher haben wir das LITERARISCHE MANIFEST FÜR FREIEN ZUGANG ZU DIESEM wichtigen LIteraturwettbewerb ins Netz gestellt. Mit der Möglichkeit für euch, euren Unmut über bestehende Verhältnisse und Seilschaften
in der Literaturszene kundzutun. Per Telefon oder im Gästebuch!!!!!

MACHT DAVON GEBRAUCH - INFORMIERT WEITERE AUTOREN UND SPRACHVERLIEBTE!

Anti-Bachmann-Preis
Habe eben folgende Mail erhalten, die es wert ist, eine breitere Öffentlichkeit zu bekommen. Es geht um den Kotzwettbewerb von Klagenfurt:
Liebe AutorInnen!
Am 23. Juni startet wieder einmal der größte LESEWETTBEWERB im deutschsprachigen Raum - DER INGEBORG BACHMANN LITERATUWETTBERWERB oder wie es neuerdings heisst: „Tage der deutschsprachigen Literatur”.
Wir haben sind gegen die Statuten dieses Wettbewerbes und haben eine Homepage ins Leben gerufen.
Warum? Das Problem:
Für junge (oder ältere) schreib- und formuliertechnisch begabte Talente ist der Zugang zu diesem Wettbewerb so gut wie aussichtslos.
Nicht nur, dass eine Jury über die Texte abstimmt (eh klar und logisch) sondern nur Verlage können Texte von Jungliteraten einsenden und in Zukunft soll nochmal eine Hürde hinzukommen. Denn diese Literaten sollen auch noch von einer Literaturzeitschrift gutgeheißen werden oder sogar schon einmal einen „namhaften” Literaturpreis gewonnen haben.

Mittwoch, 9. Juni 2004

Jochen Weeber und Martin von Arndt im Merlin / Stuttgart



Lesung: Jochen Weeber und Martin von Arndt
»Geschichten, die es schaffen, Kafka mit Loriot zu kreuzen«, schreibt die Presse zu den Texten von Jochen Weeber. Der Reutlinger Schriftsteller, zur Zeit Stipendiat im Esslinger Bahnwärterhaus, formuliert zumeist »bittersüße Gedanken mit ironischem Witz, Schlagkraft und trotzdem viel Gefühl« (Schwäbisches Tagblatt).
Martin von Arndt, u.a. Stadtschreiber von Rottweil 2003, dem die Presse attestierte, er könne »selbst das trockenste Material zu literarisch feinem Stoff wirken«, liest aus seinem im Entstehen begriffenen Roman, einer eindringlich erzählten deutsch-ungarischen Wende- und Liebesgeschichte.
Weeber und von Arndt, zwei Autoren, denen man richtig gerne zuhört – auch deshalb, weil ihre Texte durch den Musiker Franco Vuono (Bass und Gitarre) so wunderbar unterstützt werden.
02.07.2004, 20:00 Uhr, auf der Karlshöhe / Stuttgart (bei schlechtem Wetter im Café Merlin, Augustenstraße 72)

Donnerstag, 3. Juni 2004

Wilhelm Genazino erhält Büchner-Preis

So ungefähr verlief mein Leben in den ersten Jahren. Meine Mutter schien mit dieser Ordnung einverstanden zu sein, was jedoch ein Irrtum war. Denn bald beendete ausgerechnet sie mein friedliches Leben bei ihr zu Hause und steckte mich in einen Kindergarten. Plötzlich waren sechsundzwanzig fremde Kinder um mich herum, die ich nie habe kennenlernen wollen. Zum ersten Mal gab es etwas, was ich nicht verstand. Das heißt, ich brachte es nicht in Übereinstimmung mit dem, was ich vom Leben und von meiner Mutter bis dahin verstanden zu haben glaubte. Ich brach diesen Versuch des Verstehens ab und suchte nach einem anderen Anfang, der besser zu dem bereits Verstandenen paßte. Auf diese Weise entstand die Vorstellung, daß ich von fast allem, was geschieht, immer nur dessen Anfang begreife. Bald war ich in viele, sich übereinanderschichtende Verstehensanfänge verstrickt, von denen ich nicht mehr sagen konnte, was sie mir eigentlich hatten erklären sollen. Bis heute breche ich das Verstehen ab, beziehungsweise ich gerate in eine Stimmung des kindlichen Wartens, wenn die Kompliziertheit überhandnimmt und ich auf einen neuen Anfang des Begreifens angewiesen bin. Das Problem dabei ist die riesige Menge des nur anfänglich Verstandenen, das sich in meinem Geist anhäuft.

(Aus: Ein Regenschirm für diesen Tag)


Wilhelm Genazino erhält Büchner-Preis
Unglück ist langweilig. (Wilhelm Genazino)
Von hier aus einen herzlichen Glückwunsch an unseren baden-württembergischen Kollegen Wilhelm Genazino zur Verleihung des Büchner-Preises. Endlich hat den mal jemand bekommen, der ihn so richtig von Grund auf verdient hat.
Für mich gehört Genazino zu den besten deutschen "Epikern" der letzten 50 Jahre, und daß er bisher eher im Schatten der deutschsprachigen Romanwelten gestanden ist, war für mich immer ein Grund zum Ärgern.
Genazino ist ein Meister der Prosa. Er beherrscht seine Klaviatur als melancholischer "Lyriker" ebenso wie als humoristischer Nörgler. Statt der allenthalben empfohlenen Abschaffel-Trilogie, mit der er in den 70ern erstmals literarischen Ruhm erntete, tendiere ich eher zur Erstlektüre von "Ein Regenschirm für diesen Tag": Für mich eines der schlechthinnigen Top10 Bücher dieses jungen Jahrhunderts.