Nicht nur haben die europäischen Eliten überhaupt nichts aus den Folgen des 2. Weltkriegs gelernt, sondern verfolgen munter ihre eigene Weltmachtpolitik und sind auch absolut willens und in der Lage, ihre ökonomischen Interessen in der Welt mit Gewalt, Korruption und Stellvertreterkriegen zu verteidigen. Die Friedensheuchelei besonders der deutschen Bundesregierung hat mittlerweile ein Niveau erreicht, das eigentlich nur noch durch die sofortige Selbstheiligsprechung gesteigert werden könnte. Als es Jugoslawien in Stücke zu hauen galt, war die Bundesregierung mehr als willig, im Namen einer neuen deutschen Großmachtpolitik auf dem Balkan militärisch nach dem Rechten zu sehen. Einem durchaus kompatiblen Zweck dient die neugefundene Friedensliebe dieser Regierung: Sie soll Deutschland als ökonomische Führungsmacht des geeinten Europa in eine Position bringen, die in näherer Zukunft eine ernsthafte Konkurrenz mit den USA um geostrategische Hegemonie ermöglicht. Es kann gar nicht oft genug betont werden, dass es hier eben nicht um die Alternative "Krieg" oder "Frieden" geht, sondern um die sich aktuell verschärfende Konkurrenz zweier imperialistischer Blöcke, denen alles am Herzen liegt - außer Frieden. In diesem Zusammenhang ist der Vorschlag des VS- Bundesvorstands, Gerhard Schröder sowie Joschka Fischer den diesjährigen Friedenspreis des Deutschen Buchhandels zu verleihen, ein ebenso schlechter Witz wie die oben erwähnte Presseerklärung des VS Baden-Württemberg. Weder der VS-Vorstand in Baden-Württemberg, noch der Bundesvorstand sprechen in meinem Namen. Sie haben ihre Erklärungen ohne Debatte an den Mitgliedern des VS vorbei beschlossen. Ich distanziere mich von ihnen.
Grüße,
M. Hammerschmitt
Zu den "Friedenserklärungen" der VS-Vorstände
Der Verband deutscher Schriftsteller (VS) in Baden Württemberg hat heute eine Presseerklärung folgenden Inhalts verbreitet:
Europa hat aus den Folgen des 2. Weltkriegs gelernt. Das zeigt die Einstellung der Voelker und der meisten europaeischen Staaten zum Irak-Krieg. Die Haltung der deutschen Bundesregierung muss angesichts des Todes und der Verstuemmelung ungezaehlter Zivilisten noch konsequenter sein. Erforderlich sind aus der Sicht der Schriftstellerinnen und Schriftsteller drastische diplomatische Massnahmen gegenueber Laendern, die voelkerrechtswidrig mit Krieg und militaerischer Gewalt gegen andere Voelker, aber auch gegen das eigene Volk vorgehen. Der Verband deutscher Schriftsteller (VS) in Baden-Wuerttemberg fordert deshalb den Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu allen Laendern, die sich am gegenwaertigen Krieg beteiligen. Der VS in Baden- Wuerttemberg wird auf der Bundesdelegiertenkonferenz des Schriftstellerverbands in Wolfenbuettel (28. bis 30. Maerz) beantragen, dass der VS sich bundesweit dieser Forderung anschliesst.
Als Mitglied des VS Baden-Württemberg distanziere ich mich von diesem himmelschreienden Schwachsinn ausdrücklich.
Lieber Marcus,
AntwortenLöschenich schlage Dir vor, dass Du nächstes Mal für den VS-Vorstand kandidierst. Ich werde in diesem Fall nicht mehr antreten. Du kannst dann eine andere Politik verfolgen und Dich von allen distanzieren. Von Martin Walser, von der Bundesregierung, vom VS und von Dir selbst. Letzteres wäre möglicherweise gar nicht so schlecht.
Es ist allerdings vorstellbar, dass der derzeitige VS-Vorstand demnächst komplett den Bettel hinwirft, weil er die Schnauze voll hat. Sollen diejenigen die Arbeit machen, die es besser können. Kein weiterer Kommentar meinerseits. Matthias Kehle
So ist's recht, Matthias. An den Mitgliedern vorbei (aber in ihrem Namen!) hinrissige politische Erklärungen verfassen, dafür kritisiert werden, und dann die beleidigte Leberwurst spielen. Sehr schön.
AntwortenLöschenKönnen wir verxucne vom persönlichen zum inhaltlichen zurückzukehren?
AntwortenLöschenich kann mir vorstellen, dass den Vordstand durchaus interssiert,. was dei MItgleider _inhaltlich_ denken. Und wenn man das nicht _ganz_ so provokant formuliert wie Marcus (guckuck), dann kommt statt einer ad personam Debatte ggf. ja gar was inhaltliches dabei rum.
Andererseits wäre ja hier auch durchaus der ort zu besprechen, wie der Vorstand in ähnlichen Fällen ein Stimmungsbild der Mitgliedschaft erhalten könnte, dass es ihm ermöglichen würde zumindest mit einer Stimme der Mehrheit zu sprechen.
Ich ghehe locker davon aus, dass das das Interesse des Vorstandes auch ist.
Was hätten wir tun sollen? Wir hatten die Wahl, ein Betroffenheitsstatement zu verfassen, nach dessen Lektüre jeder gegähnt hätte oder über das Ziel hinauszuschießen. Andere schießen mit Raketen weit über das Ziel hinaus, wir mit Worten. Der Pressetext entstand aus einem ganz einfachen Kalkül, nämlich so zu provozieren, dass in der Tat eine Diskussion zustande kommt. Es ist in einer Pressemeldung leider nicht möglich, sich differenziert auf vier bis fünf Seiten mit Fußnoten zu äußern. Abgesehen davon liegen die Nerven blank: Auch bei uns Autoren. Matthias Kehle
AntwortenLöschenHi Marcus,
AntwortenLöschenwhatever.
Aber: Wärte aus deinber Sicht etwas dagegen einzuwenden (und wenn ja: was) wenn sich AutorInnen (egal ob VS oder nicht) zusammentun, um was für humanitäre Hilfe im Irak zu unternehmen?
OG
Moment, die Friedenspreissache des Bundesvorstandes und das Statement des VS-BaWü (Abbruch diplomatischer Beziehungen, implizit z.B. zu USA, Polen und GB) sind zweierlei.
AntwortenLöschenUnd nochmal: WENN man ne Diskussion provozieren will, muss man sie dann halt auch aufnehmen und nicht (sinngemäß) sagen: Mach's selber oder sei ruhig.
Ich mache selbst die Erfahrung, dass der Vorstand Ideen durchaus zugänglich ist, zwar nicht immer und allen, aber hey... das wäre auch irritierend.